MEHR LEBENSRAUM FÜR BIENEN
In den Medien stolpert man häufig über das Wort „Bienensterben“, womit meistens der vermeintliche weltweite Populationsrückgang der Honigbienen gemeint ist. Das trifft aber so nicht ganz zu. Möchte man es richtig machen, muss man unbedingt die Westliche Honigbiene von den Wildbienen unterscheiden. Ersteres ist eines von Deutschlands wichtigsten Nutztieren und fällt uns wahrscheinlich zuerst ein, wenn wir an eine Biene denken – die ist aber nicht vom Aussterben bedroht. Da die Westliche Honigbiene landwirtschaftlichen und kommerziellen Nutzen hat, wird ihr Fortbestand von Imkern weitestgehend kontrolliert. Salopp gesagt: „Solange es Imker gibt, gibt es auch Honigbienen.“
Ganz anders steht es um ihre wilden Verwandten. Die Wildbiene, ein Sammelbegriff für sämtliche Bienenarten, die NICHT als Nutztiere gehalten werden, stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN). Über die Hälfte aller deutschen Wildbienenarten sind nach der IUCN vom Aussterben bedroht, sieben Prozent gelten in Deutschland bereits als verschollen oder ausgestorben. Dabei sind Wildbienen für den Erhalt unserer Biodiversität und Ernteerträge genauso wichtig wie die Westliche Honigbiene. Die Bienenvölker der Wildbienen sind sog. Schlechtwetterbestäuber und werden bereits im März aktiv. Während Regen und ein bewölkter Himmel die Westliche Honigbiene abschreckt, setzen viele Wildbienenarten dank ihrer hohen Witterungstoleranz ihre Arbeit trotzdem fort. Dadurch sind sie sogar effizienter als die Westlichen Honigbiene und sind eine maßgebliche Unterstützung im Erhalt unseres Ökosystems.
Und was können wir tun? Hauptfaktoren für das Sterben der Wildbienenvölker sind zwei Sachen: der Mangel an Lebensraum und Nahrung. Für jeden der einen Garten hat, ist beides überraschend einfach sicherzustellen. Also Ärmel hoch und ran an die Arbeit!
Die beste Art das Überleben der Wildbienen zu fördern ist die richtige Bepflanzung. Um den eigenen Garten in ein wildbienenfreundliches Umfeld zu verwandeln, sollte man im Grundsatz auf die folgenden Dinge achten:
Wildbienen brauchen vom Frühjahr bis zum Spätherbst Nahrung, das heißt Pollen- und Nektarquellen durch früh-, mittel- und spätblühende Blumensorten. Dazu gehören zum Beispiel Lavendel, Ysop, Fetthenne, Vergissmeinnicht und Weinraute. Vermeiden sollte man gefüllte Blumen, also solche bei denen Elemente des Schauapparats züchterisch vermehrt sind. Die spenden kaum Pollen und können von Wildbienen nicht als Nahrungsquelle benutzt werden.
Um Nistplätze für Wildbienen zu Verfügung zu stellen, sieht man auch häufig Insektenhotels. Ein Insektenhotel ohne ausreichend Nahrung im näheren Umfeld verfehlt seinen Zweck und sorgt im schlimmsten Fall nur dafür, dass die Wildbienen nicht genug Nahrung für die Larvenzucht haben. Am Besten stellt man Nistplätze durch natürliche Biotope bereit. Richtig platzierte Insektenhotels können aber trotzdem helfen. Dabei sollte man darauf achten, dass das Insektenhotel Sonnenexponiert, also zur Sonnenseite ausgerichtet, dass ausreichend Nahrung in der Nähe ist und dass das Dach des Hotels vor Regen und Schnee schützt. Ein fataler Fehler wäre es übrigens, das Hotel im Winter ins Haus zu holen, oder auch nur in den Keller zu stellen. Wildbienen überwintern bei bestimmten Temperaturen. Wird es zu warm wachen sie zu früh auf und verhungern, da es noch kein Nahrungsangebot gibt. Also am Besten die Bienen einfach machen lassen!